Alles auf Iktomia ist mehr als sein Schein.


Unsere Handläufer aus Robinie zum Beispiel.
Wer auf Iktomia eine Treppe emporsteigt oder hinab, den begleiten sie. Warum sie nicht sind wie andere?
Dazu gibt es eine Geschichte.


Die eigentlich eine uralte Legende ist, vom Anbeginn der Zeit.

 

Hier ist sie:

Einst stand an diesem Ort ein gewaltiger Baum. So hoch in den Himmel hinauf reichte seine Krone, dass selbst die eisgepanzerten Gipfel der Berge so klein gegen sie waren wie Funken gegen die Sonne, wie Tropfen gegen das Meer. So tief reichten seine Wurzeln, dass sie Wurzeln umwuchsen vom anderen Ende der Welt, denn ein Ende hat die Welt, wie alles ein Ende hat – aber das ist eine andere Geschichte.

Viele Tage hätte der schnelle Falke gebraucht, seinen Stamm zu umfliegen. Geschöpfe aller Art lagerten, bangten, hofften unter dem Schatten seiner immergrünen Blätter, wurden geboren, kämpften um ihr Leben, starben, wurden zu Staub, kleine wie große, Jahrmillionen lang – doch keines war unter ihnen, dass je erkannte, was er war, so groß war er. Nie sah ein Auge ein majestätischeres Wesen als ihn. Und in den Wäldern rings um ihn war kein Rauschen, dass dem seinen glich.

Doch selbst das Gewaltigste ist nicht unsterblich. Und so kam sein Tod, lange bevor der erste Mensch geboren wurde. Und nichts blieb von ihm. Doch kein Tod, dem nicht neues Leben folgt. Und so lebt der Uralte, der Baum der Bäume, als Sinnbild des Lebens, in seinen Nachkommen fort bis auf den heutigen Tag. Wo er einst stand, dort wachsen sie empor, Generation um Generation, solange Stürme brausen, Erde duftet, Quellen sprudeln. Und haben sie auch nicht seine Größe ererbt, so doch seine Magie. Und wo sie emporwachsen, Generation um Generation, da wuchs Iktomia. Denn Magie und Magie ziehen einander an.

Und so geschah es, dass die Nachkommen des Baums der Bäume, des Ahnherrn, um Iktomia herumwuchsen, in Iktomia hinein, dass Iktomia um sie herumwuchs, in sie hinein. So geschah es, dass Iktomia zweifach Freistatt ist. Freistatt des Geistes, geschützt durch die Kraft der Natur, die Kraft der Erinnerung, der Erneuerung, eine Kraft jenseits aller Gewöhnlichkeit. Und Freistatt der Natur, geschützt durch die Kraft des Geistes.

Wie Adern durchdringt er Iktomias Mauern, der Baum der Bäume. Berührt sie, schließt die Augen, und es wird sein wie ein Pulsen, wie ein Wiederhall, tief drinnen. Und jeden, der Iktomia betritt, durchdringt es wie ein Sehnen, wie ein Träumen, dass alles Trennende weichen möge aus der Welt, wie es in Iktomia gewichen ist.

Ob es Iktomia ohne den Ahnherrn des Lebens gegeben hätte? Wir wissen es nicht. Aber das ist auch nicht wichtig. Iktomia existiert. Und es wird existieren, solange Hoffnung fließt in seinen Adern.